Johannes Leis - Sächsisches Textilforschungsinstitut e.V. (STFI), Chemnitz / Deutschland
Laut Wachstumsprognosen des ZEW zum Markt der Smart Textiles aus dem Jahr 2018, wird das globale Marktvolumen für 2022 auf 5 Milliarden € anwachsen. 2030 könnte der Marktanteil allein für Deutschland dann 4,2 Milliarden € betragen. Eine Studie des Österreichischen Ministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie aus 2020 bescheinigt das Potenzial für ein Marktvolumen in Europa von 3 Milliarden € bis 2024. Dieses große Wachstum ist in den vielfältigen Anwendungen und dem hohen Potenzial der Produktsubstitution zu begründen. In den letzten Jahren sind bedeutende Entwicklungsfortschritte in der Verarbeitbarkeit der Werkstoffe, der Langlebigkeit, sowie der Miniaturisierung von Elektrogeräten gelungen. Diese Fortschritte haben Komfort und technische Umsetzbarkeit deutlich angehoben. Mittlerweile ist es gelungen, eine Standardisierung in Verarbeitung und Sicherheit zu gewährleisten. Auch genormte Prüfverfahren sind in der Entstehung. Diese Entwicklungsschritte waren nötig, um Vermarktung der Produkte oder den Einsatz in Branchen wie der persönlichen Schutzausrüstung (PSA) zu ermöglichen. Die PSA gilt neben dem Militär, der Medizintechnik und -bekleidung und Sportbekleidung als zukunftsträchtige Einsatzmöglichkeit für Smart Textiles.
Die Themen Nachhaltigkeit und Recycling sind in den letzten Jahren verstärkt in den Fokus der Verbraucher gerückt. Durch die Verbindung von Elektronik und Textil werden zwei Branchen zusammengeführt, deren Produkte bisher größtenteils getrennt gehandelt, betrieben und recycelt wurden. Dazu ist die Masse an Smart Textiles, welche aktuell als Abfall anfallen sehr gering. Als eigens erfasster Stoffstrom in den Abfallaufkommen sind Smart Textiles nicht kategorisiert. Aufgrund dessen ist eine Recyclingstrategie für Smart Textiles am Markt noch nicht verfügbar. Hinzu kommt die einzigartige Konstitution der smarten Textilien. Den bereits dargelegten Wachstumsprognosen folgend, ist allerdings von einem großen Produktbedarf und folglich einem großen Abfallaufkommen auszugehen. Dabei unterliegen elektronische Produkte einer Miniaturisierung und stetigen Weiterentwicklung, welche das Recycling als Materialseparierung und Sortierung immer komplexer werden lässt.
Es werden Erkenntnisse aus der FuE-Arbeit des Sächsischen Textilforschungsinstitut e.V. rund um das Thema Recycling von smarten Textilien und smarten Multimaterialverbunden sowie Zwischenergebnisse eines öffentlich geförderten Projektes vorgestellt. Im Vorhaben „TRICYCLE“ soll ein technologisches Recyclingkonzept für die zukünftigen entstehenden smarten Produkte sowie die in der Produktion entstehenden Abfälle entwickelt werden. Mittels thermischer, chemischer und mechanischer Verfahren sollen eine Materialseparierung, die Vorbereitung zur Wiederverwendung und Verwertung entsprechend der Abfallhierarchie umgesetzt werden. Ziel ist die Entwicklung standardisierter, skalierbarer Verfahren, mit größtmöglichem Automatisierungsgrad unter Einhaltung der geltenden Gesetze, Verordnungen und Normen. Das Projekt hat am 01.09.2021 begonnen und zum Zeitpunkt der Tagung werden die aktuellen Forschungsergebnisse vorgestellt. Das Projekt wird durch das von der Wirtschaftsförderung Erzgebirge GmbH gegründeten Technologiebündnis „SmartERZ – Smart composites ERZgebirge“ innerhalb des Programms „WIR! – Wandel durch Innovation in der Region“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert.
Johannes Leis » über
Research Associate Nonwovens/Recycling
Sächsisches Textilforschungsinstitut e.V. (STFI), Chemnitz, Germany
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